April 3, 2022

Das Schicksal ist ein mieser Verräter

Von monderiraki

Es ist viel passiert seit meinem letzten Bericht. Mein ursprünglicher Plan war, von Sevilla nach Portugal zu fahren – Marcel in Aljezur zu besuchen – von da in den Norden Spaniens, dann nach Sette in Frankreich und von da nach Marokko zu fahren. Nichts von dem ist geschehen!

Wie sagt man? „Die Wege des Herrn sind unergründlich“

Es war ein heißes Wochenende für Sevilla angekündigt, daher entschieden uns Alvaro und ich nach Malaga zu fliehen. Am Samstag, den 14. August 21 trafen wir uns um 7 Uhr bei Alvaro Zuhause und fuhren wir in Richtung Malaga. In der Kühle des Morgentaus folgte ich Alvaro, der mir vorher erklärte, dass er beim nächsten Cafè frühstucken möchte. Wir starteten unsere Maschinen und das Schicksal nahm seinen Lauf; und das Schicksal ist ein mieser Verräter.  Gegenüber einem Café, das er fast verpasste, bremste Alvaro plötzlich und ich musste auch bremsen. Da mein ABS ausgefallen war, blockierten sich die Räder und ich stürzte.

 

Als ich die Augen öffnete und zu mir kam, fand ich mich liegend auf der Straße mit fast unerträglichen Schmerzen. Als erstes hatte ich meine Beine und Hände bewegt um sicher zu sein, dass ich nicht gelähmt war. Im Bereich der linken Brusthälfte sowie im Bereich des Schulterblatts lokalisierte ich den Ort der Schmerzen. Um mich versammelten sich fremde entsetzte Gesichter. Alvaro lief umher mit einem zu höchsten Maße erschrockenen Ausdruck. Die meisten von ihnen haben telefoniert und gestikuliert.

Auf die alarmierte Ambulanz hatten wir 45 min. warten müssen. Nach einem kurzen Aufenthalt in einem Bezirkskrankenhaus, wurde ich nach Sevilla in das Uniklinikum verlegt. Man stellte fest, dass ich sechs Rippenbrüche erlitten hatte und zusätzlich einen kleinen Pneumothorax hatte. Alvaro begleitet mich die ganze Zeit und war sehr besorgt um mich und ich denke, dass ihn Gewissensbisse plagten. Ich erklärte ihm, dass ihn keine Schuld trifft und dass ich selbst schuld war.

                   

Ich blieb eine Woche in der Uniklinik. In dieser Zeit wurde mir eine Drainage gelegt und gut behandelt. Die Ärzte sowie die Krankenschwestern waren äußerst freundlich, menschlich und kompetent. Ich wurde von meinen Kursfreunden besucht, die mir geholfen haben und mir meinen Aufenthalt viel erträglicher gemacht hatten; vor allem Emma, die sich rührend um mich gekümmert hatte und die ich in mein Herz schloss. Genau eine Woche danach landete eine Krankentransportmaschine vom ADAC und holte mich nach Hause.

                             

   

                           

           

       

Im Harlachinger Krankenhaus in München, wurde ich (zum Glück) in ein Isolationszimmer einquartiert.  Nach etlichen Untersuchungen wurde die Brustdrainage entfernt und nach 4 Tagen wurde ich entlassen. Tair mein Sohn hat mich, da er mein Auto hatte, abgeholt.

         

                       

Bis dato hatte ich keine Erfahrung mit Krankenhäusern. Es war eine neue und zugleich eine interessante Erfahrung. Zumal ich einen Vergleich machen konnte zwischen beiden Kulturen (die spanische und die deutsche). Meinem Wesen passte das soziale Gefüge der spanischen Krankenhauskultur besser und ich fühlte mich viel besser als Mensch aufgehoben. Es war diese Zuneigung und Menschlichkeit seitens des Krankenhauspersonal sowie der Zimmergenossen und ihre Familien. Ich wurde als Mensch und nicht als Ware betrachtet und das liegt wahrscheinlich daran, dass dieses Krankenhaus nicht der Gewinnmaximierung als erste Priorität unterliegt.

Meine Schwester Maysoon kam aus der Schweiz und hatte mich eine Woche gepflegt und es war wieder eine neue schöne Erfahrung.

              

Die Schmerzen wurden immer weniger und ich fing an ungeduldig zu werden. Meine Flügel juckten und ich hatte das Gefühl, dass ich wieder flügge geworden bin. Und so flog ich nach Lissabon.